Wenn das Mittagessen ruft, dann muss man die Kinder rufen. Man sollte in allen Ecken nachsehen, wo sie stecken und basteln, spielen, tanzen, lang bevor der Nachmittag angefangen hat. Einige sind schon mit den Hausaufgaben fertig, andere möchten lieber Mathe oder Deutsch erstmal zu Ende machen. Andere wiederum -sind noch gar nicht da. Es gibt auch Kinder, die (noch) keinen Hunger haben. Die Schule dauert für manche bis um Eins, dann wird es inklusive (kontrollierter) Trödelzeit schon mal fast Zwei, bis die Letzten zum Essen eintreffen. Da wurde der Bus verpasst, da wußte man nicht ob man jetzt mit den anderen gehen oder auf die allerletzten an der Schule warten sollte oder man wurde kurzerhand von den Schulfreunden stehen gelassen. Kurzum, auch dieser Teil des Tagesablaufes muss mal angeschaut werden: Lohnt es sich, aus Gründen der Vermittlung guten Benehmens, auf dem Ausziehen des Anoraks zu bestehen? Oder lauscht man lieber heraussprudelnden Geschichten des Vormittags, um doch nur auf den richtigen Moment (Möchtest Du nicht vielleicht Deinen den Anorak ausziehen?) zu warten. Macht es wirklich etwas aus, wenn die Mütze auf dem Kopf bleibt? Kommt es auf ein paar Reiskörner mehr oder weniger neben dem Teller an? Und wen von den Kindern stört schon Tomatensauce auf dem Tisch, auch wenn man sich draufsetzt? Jeder Einwand, jede Reglementierung löst bei den Kindern ein höchstes Störgefühl aus: Wieso immer ich, ich war das nicht, mir ist kalt, ich will eben einfach meine Mütze auf dem Kopf haben: Mein Schulranzen steht noch auf dem Fußboden in der Garderobe: das ist doch egal, ganz zu schweigen von einem klaren aber leisen mit Blick in die Augen geäußerten “NÖ!”Müssen alle Kinder wie die Strichmännchen geradeausgerichtet nebeneinander gleichzeitig essen? Braucht es in der Freizeit einen, dem Tafeldienst gleichen Tischabwischdienst?
Fragen, die auch langjährige und erfahrene Pädagoginnen bewegen. Weil es möglicherweise keine eindeutige Antwort darauf gibt. Also machen wir erstmal so weiter: Auch nach zwei kann jemand noch essen, weil er das Essen vergessen hat, die Tische werden von den “Großen” und/oder Freiwilligen saubergemacht, die Schulranzen und Jackenbesitzer einzeln gefunden und höflich gebeten….
Erstmal! Denn ein bißchen Selbstverständlichkeit und neue Alltagsregeln haben auch etwas für sich.